in Gedanken

Mehr Geld verdienen durch weniger Gehalt

Als Gründer deines Unternehmens kannst du vermutlich dein Gehalt selbst bestimmen. Du kannst viele deiner Reisen von deinem Unternehmen bezahlen lassen. Du kannst selbst entscheiden, ob du dabei Economy oder Business fliegst. Außerdem bezahlt dir deine Firma vielleicht auch dein MacBook, dein iPhone und deinen schnellen Audi samt Sprit. Und auch das eine oder andere teure Abendessen.

Du kannst also einen wirklich relevanten Teil deiner privaten Ausgaben in die Firma verlagern.

Dann wirst du trotz teurerem Lebensstil weniger Geld ausgeben. Und gleichzeitig kannst du selbst entscheiden, wie hoch dein monatliches Gehalt sein soll.

Wenn du also willst, dann bleibt ab sofort richtig was hängen.

Das klingt gut, oder?

Dennoch rate ich dir genau Gegenteil davon zu tun!

Denn als Gründer deiner Firma bist du auch ihr Inhaber. Entweder ganz oder zum Teil. Dir gehört der Laden, und der Laden ist nun ein Teil deines Vermögens.

Und als Gründer bist du in mindestens einer Sache gut: du kannst gründen. Vielleicht ist das sogar, was du am besten kannst.

Du hattest eine Idee. Oder vermutlich sogar schon immer ganz viele Ideen, aber diese eine, die hast du endlich in die Tat umgesetzt, und es ist deine Firma daraus entstanden.

Nun wächst der Laden, es bleibt sogar finanziell etwas hängen. Du hattest Recht, du hast es allen Nörglern und Zweiflern gezeigt, und nun rechnet sich das endlich.

Was liegt da näher, als diesen Gewinn dazu zu verwenden dir statt einem gebrauchten Passat nun einen neuen Audi S6 in den Hof zu stellen – und damit zwei Sekunden früher auf der linken Spur zu sein. Oder statt unbequem acht Stunden lang in der Economy zu sitzen, lieber lässig ein paar Meter weiter vorne zu liegen, wo der Flug zwar 2.000 Euro teurer ist, du aber bequemer schläfst – und in dieser einen Nacht ein Monatsgehalt deines günstigsten Mitarbeiters verschläfst. Schließlich hast du es dir verdient, und nun kannst du es dir auch leisten. Oder?

Ich kenne diese Versuchung. Und ich weiß, dass sie dich viel mehr Geld kosten kann, als du glaubst.

So lange du nämlich nicht ausschließen kannst, deine Firma in den kommenden 5 Jahren zu verkaufen, so lange solltest du diese Party noch nicht feiern. Bleibe lieber bei deinem Passat und sei dir nicht zu schade für die Economy.

Und jetzt zeige ich dir, warum das so ist.

Nehmen wir an, du überlegst, ob du dein eigenes Gehalt um 1.000 Euro erhöhen sollst. Schließlich laufen deine Geschäfte gut, und einige deiner besten Freunde verdienen ja schon seit ein paar Jahren als Angestellte viel mehr als du. Du könntest glauben die Zeit wäre reif hier endlich aufzuschließen.

Je nachdem, ob du angestellter oder selbstständiger Geschäftsführer deiner Firma bist, kosten diese 1.000 Euro deine eigene Firma entweder 1.500 oder 2.000 Euro pro Monat. Arbeitgeberbrutto heißt das eine Stichwort. Und auf der anderen Seite musst du diesen Betrag privat versteuern. Arbeitnehmernetto heißt das andere Stichwort.

Will sagen, die Firma bezahlt etwa das Doppelte von dem, was am Ende in deiner Tasche wirklich hängen bleibt.

Doch das wichtige Argument gegen ein höheres Gehalt ist noch ein anderer Punkt.

Sagen wir in zwei Jahren kommt dieser Typ daher und will dir deinen Laden abkaufen. Dein Cash-Day naht.

Dann passieren zwei Dinge.

Erstens schaut sich der Käufer die letzten Jahre deiner Firma an. Und zwar indem er die Bilanzen liest. Dabei schaut er zuerst rechts unten auf den Jahresgewinn. Das ist genau, wo deine Gehaltserhöhung eine Lücke hinterlassen hat.

Danach passiert eine ganze Weile lang nichts.

Und erst später kommt es zu einer Due Diligence, also einer genaueren Analyse aller Daten deiner Firma. Die wird vermutlich nicht von der Person durchgeführt, die die Entscheidung über den Kauf deiner Firma trifft (und heimlich längst getroffen hat). Sondern von den Personen dahinter, die dafür sorgen, dass keine Fehler passieren. Die also dafür da sind, den Job des eigentlichen Entscheiders zu sichern durch Argumente für seine Entscheidung, die er längst intuitiv gefällt hat und nun noch betriebswirtschaftlich als die richtige Entscheidung darstellen muss.

Erst an dieser Stelle wird das, was dein Gehalt beim Jahresgewinn als Lücke hinterlassen hat, als Aufwendungen für die Geschäftsführung gegengerechnet. Und mit etwas Glück kannst du an dieser Stelle argumentieren, dass nach dem Verkauf der Firma der dann neue Geschäftsführer freilich auch mit weniger Gehalt zufrieden sein könnte. Schließlich war dein hohes Gehalt ja nicht nur die Bezahlung deines Jobs, sondern irgendwie auch sowas wie eine Belohnung für den Gewinn im letzten Jahr.

Merkst du was? Das alles passiert nur im allerbesten Fall. Und selbst wenn dir jemand diese Argumente abnimmt, dann passiert dies alles erst nachdem der Käufer sich seine Meinung längst gebildet hat.

Ich weiß an dieser Stelle genau, wovon ich spreche. Mir ist das mehrfach so passiert. Und zwar auf beiden Seiten des Tisches – sowohl als Verkäufer einer Firma wie auch als Investor.

Die eigene Meinung des Käufers, also die heimliche Bewertung deiner Firma, die entsteht viel früher als du denkst. Und wenn sie erst mal steht, dann nützen alle deine Argumente nichts mehr.

Und bis jetzt haben wir nur über dein Gehalt gesprochen. Also das, was in der Bilanz leicht erkennbar unter Aufwendungen für die Geschäftsführung zu finden ist.

Doch deine teuren Abendessen, die möglicherweise nur mit einem zugekniffenen Auge als Geschäftsessen durchgehen, die findest du in der Bilanz nur noch an einer einzigen Stelle wieder: beim fehlenden Gewinn.

Ebenso dein Auto, deine teuren Reisen, dein Hang zum immer neuesten iPhone, und all die Ausgaben, die wie von Zauberhand so günstig erschienen waren, weil sie dir Firma für dich bezahlt hatte.

Sie reißen eine Lücke in die Bilanz, die du dem Käufer deiner Firma auch mit Engelszungen nicht mehr erklären kannst.

Der Unterschied zwischen dem Gewinn, den deine Firma tatsächlich gemacht hat und dem, was sie „eigentlich“ hätte machen können – diesen Unterschied wirst du dem Käufer deiner Firma niemals erklären können.

Und die Folge daraus?

Die 1.000 Euro mehr Gehalt auf deinem Konto haben deine Firma pro Monat 2.000 Euro gekostet. Das sind pro Jahr knapp 25.000 Euro weniger Gewinn.

Und wenn du deine Firma gut verkaufen kannst, dann ist sie für den Käufer mehr als nur eine reine Geldanlage.

Ein guter Verkauf einer Firma beinhaltet nämlich nicht nur deren Vergangenheit, sondern vor allem deren Zukunft.

Wäre es nur die Vergangenheit, so würde dir der Käufer den 5- bis 7-fachen Jahresgewinn für deine Firma bezahlen.

Also für zwei Jahre lang monatlich 1.000 Euro mehr auf deinem privaten Konto, bekommst du nun zwischen 5 bis 7 mal 25.000 Euro weniger für deine Firma.

In anderen Worten: für 1.000 Euro mehr Gehalt im Monat verlierst du zwischen 100.000 und 150.000 Euro Firmenwert.

Und das war nur der Fall einer rückwärts gerichteten Firmenbewertung.

Wenn der Käufer in deiner Firma ein Potential sieht, das nur durch den Verkauf zustande kommt, dann hast du ein großes Glück. Denn die Bewertung deiner Firma liegt dann beim 10- oder 20-fachen des Jahresgewinn.

Für 1.000 Euro mehr an Gehalt verlierst du dann schon eine viertel oder eine halbe Million Euro.

Oder anders gesagt: selbst diese eine Reise, die du Business statt Economy geflogen bist, kostet dich dann am Zahltag zwischen 20.000 und 40.000 Euro.

Und selbst das jährlich neue iPhone bedeutet nun, dass du 20.000 Euro weniger für deine Firma bekommst.

Darum solltest du auch dann sparsam bleiben, wenn deine Firma profitabel wird. Denn es rechnet sich am Ende um so mehr.

Ich wünschte, mir hätte das jemand damals schon gesagt ;)